Mit Gutschein zum „Seepferdchen“

Sommer ist Hochsaison für Schwimmkurse – Im Mangfalltal gibt es keine Hallenbäder

Mangfalltal – Die bayerische Staatsregierung will das Frühschwimmerabzeichen „Seepferdchen“ fördern. Deshalb erhalten die Vorschulkinder und Erstklässler des Schuljahres 2021/22 am ersten Schul- oder Kindergartentag einen Gutschein über 50 Euro für einen Schwimmkurs. Doch wo gibt es nach dem 14. September überhaupt noch Schwimmkurse im Mangfalltal?

Einem „geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul“ heißt es so schön. Doch die Gutscheine für Schwimmkurse könnten die Familie eigentlich schon jetzt gut gebrauchen. Denn öffentliche Hallenbäder gibt es im Mangfalltal weder in Bad Aibling, noch in Kolbermoor, Bruckmühl, Feldkirchen-Westerham, Bad Feilnbach oder Tuntenhausen. Dafür aber Freibäder. Und da laufen die Schwimmkurse für Kinder jetzt gerade auf Hochtouren – zumindest bei schönem Wetter. Und die Nachfrage ist so groß, dass es lange Wartelisten gibt.

Schwimmkurse für Kinder sind so gefragt, dass die Familien etwa mit einem halben Jahr Wartezeit rechnen müssen. Dieser Schwimmkurs von Andrea Schmitt fand schon vor der Corona-Krise statt. Foto: Schmitt

Fähigkeiten der Kinder fördern

„Wir wollen die Schwimmfähigkeit der Kinder fördern, deshalb gibt es im Schwimmbad Bruckmühl derzeit täglich von Montag bis Samstag Schwimmkurse“, informiert Michael Wagner-Fischer, der Vorsitzende des Schwimmbadvereins Bruckmühl. Für Kinder werden sie von Andrea Schmitt von der Feldkirchen-Westerhamer Schwimmschule „Mangfallkrabben“ und von der Schwimmschule Bölsterl angeboten. Wer seine Schwimmtechniken verbessern möchte, kann einen Kurs der Volkshochschule besuchen. Außerdem stellt der Verein sein Freibad für die neun- bis elfjährigen Sportler des TSV 1860 Rosenheim und des SV Grün-Weiß Holzkirchen zur Verfügung. Für die unzähligen Anfragen nach Schwimmkursen in den Sommermonaten von einheimischen und auswärtigen Besuchern gibt es einen guten Grund: In der Region gibt es kaum Hallenbäder. „Deshalb begrüße ich die Unterstützung des Freistaates für die Schwimmkurse zwar sehr, möchte den richtigen Zeitpunkt allerdings ein wenig infrage stellen“, so Wagner-Fischer. Denn wenn am 14. September die Schule beginnt, schließen nach spätestens zwei Wochen die Freibäder schon wieder ihre Pforten. „Ich hoffe, dass uns ab Herbst das Hans-Klepper-Hallenbad in Rosenheim und die Möglichkeiten in den Kurkliniken in Bad Feilnbach wieder zur Verfügung stehen“, ist Andrea Schmitt optimistisch. Zudem geht sie davon aus, dass die Gutscheine wenigstens ein Jahr gültig sind und dann auch im nächsten Sommer noch eingelöst werden können. Sie empfiehlt, spätestens im Alter von fünf Jahren einen Schwimmkurs zu machen, damit die Kinder schon mit dem „Seepferdchen“ in die Schule kommen. Und noch ein guter Rat der Kursleiterin für Baby- und Kinderschwimmen: „Ein halbes Jahr Wartezeit sollten die Familien einplanen.“

Der Verein „Sportbad Bad Aibling“ und die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) bemühen sich schon seit langem um ein Hallenbad für den westlichen Landkreis Rosenheim. Bislang allerdings ohne Erfolg. Also bleibt in der Region auch weiterhin nur der Sommer für Schwimmkurse. Diese bietet auch der DLRG-Ortsverband Bad Aibling an. Als dessen Vorsitzende Elisabeth Geßner von der Förderung der Regierung hörte, dachte sie: „Wo sollen wir es denn machen? Wir haben ja kein Hallenbad“, sagt sie. Die Nachfrage nach Schwimmkursen sei sehr hoch: „Mein Mann hat schon gefragt, ob wir im Callcenter wohnen“, sagt sie und lacht. Täglich trudelten um die zehn Anrufe ein, ob es noch freie Plätze gebe. „Aber die gibt es leider nicht. Wir haben eine Warteliste“, bedauert Geßner. Derzeit bietet die DLRG Bad Aibling zwei Kurse für den Nachwuchs an – beide im Freibad Großholzhausen. Aber auch die finden nur bei schönem Wetter statt.

So ist es auch in Kolbermoor: Bei schönem Wetter findet jeden Tag, von Montag bis Freitag, ein Schwimmkurs statt. „Die Nachfrage ist groß“, sagt Bademeister Charly Meier. Und deshalb müssen einige auf die Warteliste. Zwei Schwimmlehrer betreuen zusammen sechs Kinder, erklärt er. Neben Kursen für Kinder bietet Meier auch Kurse für Erwachsene an, denn: „Auch bei ihnen ist der Bedarf da“.

Mit einem Schwimmkurs ist die Wasserwacht Bad Aibling im Freibad Bad Feilnbach zu Gast. Der nächste beginnt im September im Hans-Klepper-Hallenbad in Rosenheim. „Beide sind ausgebucht und auch bei uns gibt es schon Wartelisten für die nächsten Kurse“, informiert Vorsitzender Marius Hassmann.

Eltern lehren, Fachleute prüfen

Für Kinder, die mit ihren Eltern das Schwimmen gelernt haben, bietet die Wasserwacht jetzt ein extra Format an. Bis zum 29. August besteht an jedem Sonntag im Bad Feilnbacher Schwimmbad bei schönem Wetter von 11 bis 17 Uhr die Möglichkeit, die Prüfung für das „Seepferdchen“ oder das Jugendschwimmabzeichen abzulegen. Der Unkostenbeitrag beträgt fünf Euro. Wer die Prüfung schafft, bekommt von der Gemeinde Bad Feilnbach freien Eintritt ins Schwimmbad. Die Feldkirchen-Westerhamer Kinder müssen ein Stück fahren, wenn sie in ein Freibad wollen. Dafür haben sie das Glück, dass sie in einem privaten Hallenbad ihren Schwimmunterricht ganzjährig absolvieren können. Das Freibad in Tuntenhausen ist klein, aber fein. Es wird vor allem von den Einwohnern der Gemeinde und von der Fritz-Schäffer-Schule Ostermünchen genutzt. „Wir haben zum Glück Pädagogen mit Schwimmlehrbefähigung“, informiert Rektorin Margaret Carredu-Bayr. Deshalb wird der Sportunterricht bei Sonnenschein für die Schwimmausbildung der Kinder genutzt.

Mit „Seepferdchen“ und „Seehund Trixi“ auf dem Weg zum guten Schwimmer

• Der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) bietet mehrere Schwimmabzeichen für unterschiedliche Leistungsanforderungen an.

• Sie beginnen mit dem Frühschwimmer-Abzeichen „Seepferdchen“, das für die erste Phase des motorischen Lernens, für grobe Koordination und Orientierung unter Wasser vergeben wird. Um es zu bekommen, müssen die Kinder vom Beckenrand ins Wasser springen und anschließend 25 Meter in einer Schwimmart – Bauch- oder Rückenlage – schwimmen. Außerdem müssen sie aus schultertiefem Wasser einen Gegenstand mit den Händen aus dem Wasser holen und die wichtigsten Baderegeln kennen.

• Nach dem „Seepferdchen“ kann das Abzeichen für Vielseitigkeitsschwimmen „Seehund Trixi“ erworben werden. Dafür müssen die Prüflinge 25 Meter Brustschwimmen, 25 Meter Rücken- oder Kraulschwimmen, 15 Meter weit mit einem Wasserball dribbeln, einen Kopfsprung vorwärts ins Wasser machen und sieben Meter auf Strecke tauchen. Auch eine Rolle vorwärts oder rückwärts um die Quer- oder Längsachse im Wasser gehört dazu. All das müssen sie ohne Hilfsmittel wie Schwimm- oder Taucherbrille schaffen.

• Die dritte Stufe ist besonders für die Schule wichtig: das Deutsche Schwimmabzeichen in Bronze. Hier besteht die Aufgabe darin, mit einem Sprung kopfwärts beginnend 15 Minuten am Stück zu schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 200 Meter zurückzulegen, davon 150 Meter in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 50 Meter in der anderen Körperlage. Der Wechsel der Körperlage erfolgt während des Schwimmens auf der Schwimmbahn ohne Festhalten. Beim Tieftauchen muss ein Gegenstand aus zwei Meter Tiefe geholt werden. Zudem ist ein Paketsprung vom Startblock oder Ein-Meter-Brett erforderlich.

• Weitere Stufen sind der Deutsche Schwimmpass und fortführend der Deutsche Leistungsschwimmpass.

Kathrin Gerlach

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