Wir schwimmen nicht im Geld

Freibäder im Mangfalltal dürfen laut Corona-Inzidenz öffnen, doch nur wenige nutzen es.

Freibäder im Mangfalltal dürfen laut Corona-Inzidenz öffnen, doch nur wenige nutzen es.

Bad Aibling – Das blaue Becken liegt wie eine Oase im saftigen Grün der Wiese, umgeben von einem Duft aus Sonnencreme und Pommes. Die Gäste sonnen sich, schlecken ein Eis, planschen, lachen und freuen sich, dass sie wieder ein wenig Freiheit zurückhaben – ihr Freibad. Die Realität sieht anders aus. Seit 21. Mai dürfen Freibäder offiziell wieder öffnen, wenn die Corona-Inzidenz sieben Tage unter 100 liegt. Dieser Beschluss ist beim Wetter aber noch nicht angekommen. Nur wenige Freibäder in der Aiblinger Region haben geöffnet. „Das Wetter ist kalt und nass bis Anfang Juni, bei der Witterung kommt keiner“, sagt Stefan Barber, Leiter des Bad Aiblinger Freibads an der Therme. Zwar dürfte das Bad nun mit Test- und Terminpflicht öffnen, wegen des schlechten Wetters bleibe es jedoch geschlossen. Wenn die Umgebung nur zehn Grad habe, sei der Energieverlust zu hoch. Denn die Becken werden auf 23 bis 25 Grad aufgeheizt.

Im leeren Schwimmbecken: Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier und Geschäftsführer Jürgen Stadler (von links). Lutz Hagen, Bademeister des Freibads Harthausen, im Hintergrund mit Schubkarre. Foto: HADERSBECK

Zu hohe
Energiekosten

Die Energiekosten sind auch ein Thema im Freibad Bruckmühl, dazu kommen Löhne für Aufsichts- und Kassenkräfte. „Das Wetter ist kein Freibadwetter“, meint Michael Wagner-Fischer, Vorsitzender des Schwimmbadvereins Bruckmühl. Bei dieser Witterung könne der Verein nicht kostendeckend arbeiten, weshalb auch das ehrenamtlich geführte Bad vorerst nicht öffnet – möglicherweise überhaupt nicht mehr in diesem Jahr. Die Pandemie hat den Verein in eine schwierige Lage gebracht, 85000 Euro habe er vergangene Saison verloren. „Wir schwimmen nicht im Geld“, sagt Wagner-Fischer. Weil sie mehr putzen und Impfpässe, Tests und Terminbuchungen kontrollieren müssten, würden die Personalkosten um 40 Prozent steigen. „Terminabschnitte sind für ein Freibad nicht das Richtige“, meint auch Barber. Die Gäste würden spontan vorbeikommen, wenn es sonnig sei. Deshalb hofft er auf eine Öffnung ohne Termine. Wenn es die Regierung erlaubt, würde Barber auch das Hygienekonzept aus dem Vorjahr verwenden. Das Bad werde dann jede Stunde desinfiziert, ein elektronisches System zähle die Personen im Becken, statt 1200 dürfen nur 500 Gäste ins Freibad. Öffnet das Bruckmühler Bad, sind 400 Besucher gestattet, nur 100 weniger als üblich. „Bei uns verläuft es sich sehr schön“, sagt Wagner-Fischer.

Im Freibad Harthausen bereitet die Stadt Bad Aibling alles für den Start vor. Nach Reparaturarbeiten wird das Becken eingelassen, die Chloranlage wird gewartet, der Rasen und das Wasser werden aufbereitet. „Wir arbeiten auf Hochtouren“, sagt Jürgen Stadler, Geschäftsführer der Stadt. Bei der Frage nach der Öffnung lacht er ins Telefon. Der Personalmangel sei noch ein großes Thema. Stadler habe zwar eine Grundmannschaft, wegen der Kontrollen brauche er aber noch mehr Angestellte. Zu den Pfingstferien werde das Bad nicht geöffnet, eher Mitte Juni. „Das ist sehr witterungsabhängig“, meint Stadler. Die Nachfrage sei bei gutem Wetter sehr hoch, das Bad habe ein treues Publikum. Während es geschlossen bleibe, entgehe dem Freibad aber „kein riesen Umsatz“. Während die Schwimmbäder in Bad Aibling, Harthausen und Bruckmühl noch geschlossen bleiben, öffnete das Bad Feilnbacher Freibad pünktlich am Freitag, 21. Mai. „Wir stehen seit 8. Mai in den Startlöchern“, sagt Cornelia Weber, Leiterin des Kur- und Tourismusbereichs. Vor der Öffnung wurde das Bad beschildert, die Regeln durchgegangen und die Wasserqualität überprüft. Von 9 bis 12 Uhr können Gäste nun baden, bei gutem Wetter sogar bis 20 Uhr. Weber hofft auf eine gute Badesaison und dass die Gäste das Angebot annehmen. Das Freibad Au bleibt indes geschlossen, weil es nicht so stark beheizt sei wie das in Bad Feilnbach. In Bad Aibling beginnen die Freibad-Vorbereitungen an der Therme am 1. Juni. „Dann holen wir die Mitarbeiter langsam aus der Kurzarbeit“, sagt Barber. Spätestens Mitte Juni soll das Freibad öffnen. Die Gäste erwartet viel Neues: Ein Spielplatz mit Klettergerüst, Schaukeln und Wippen nahe der Außengastronomie, Umkleiden im Kleinkindbereich und ein „Cocktail-Beach zum Chillen und Entspannen“ mit echtem Sand. Während die Aiblinger Therme inklusive der Saunen monatlich rund 370000 Euro verliere, sei der Verlust für das Freibad im Mai nur gering. „Das sind nicht mehr als 5000 Euro“, meint Barber. Die Hauptsaison sei im Juli und August.

Auch in Bruckmühl hofft Vereinschef Wagner-Fischer darauf, bald wieder Gäste begrüßen zu können: „Es wäre unglaublich traurig, wenn wir nicht aufmachen könnten.“ Sein Team versuche die Öffnung möglich zu machen, aber versprechen könne er nichts. Zuvor müsse das Becken noch abgelassen und gereinigt werden.

Kolbermoorer Bad
öffnet am Donnerstag

Alternativ können Wasserratten ab dem 27. Mai nach Kolbermoor fahren: Dann öffnet das Freibad seine Pforten und ist täglich durchgehend von 8 bis 20 Uhr geöffnet. Für einen Besuch im Freibad braucht es einen maximal 24 Stunden alten PCR-Test oder Schnelltest. Von dieser Testpflicht ausgenommen sind doppelt Geimpfte (mit 14 Tagen Karenzzeit nach der zweiten Impfung), genesene Personen mit entsprechendem Nachweis sowie Kinder unter sechs Jahren. Jeder Besucher des Freibads wird mittels eines Kontaktformulars registriert, das vor Ort am Freibad ausgefüllt werden kann. Diese Vorgaben gelten, solange die Sieben-Tages-Inzidenz im Landkreis Rosenheim zwischen 50 und 100 liegt.

Paula L. Trautmann

Wir haben geschlossen.
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